Seit altersher ließ die geheimnisumwobene Zeit zwischen den Jahren mit den kürzesten Tagen und dunkelsten Nächten fromme Bräuche lebendig werden.
Wilde Jäger, übersinnliche, himmlische, meist unsichtbare Gestalten - eine wilde Spukwelt treibt sich um, und dämonische Gegenspieler ziehen während der beschaulichen Feiertage über das Land und machen so die Mittwinterzeit zur unheimlichsten und zauberträchtigsten Zeit. Am Anfang der mythischen Gebräuche stand das immerwährende Verlangen des Menschen, irdisches Glück für das kommende neue Jahr heraufzubeschwören.
Das Weihnachtsfest, der Höhepunkt im Jahresablauf, hat viele Ursprünge und ist mit außerchristlichen Elementen unlösbar verflochten. Obwohl strenggläubige Kirchenmänner immer und zu allen Zeiten versucht haben, diesen als heidnisch und als Zauberei und Hexenwesen verfemten Bräuchen entgegenzuwirken, ist der starke Volksglaube über Jahrhunderte siegreich geblieben. Nach der frühen Erkenntnis, dass die uralten Sitten und Gebräuche der vorchristlichen Völker nicht durch Verbote und Verfolgungen ausgelöscht werden konnten, begann sich die Kirche anzupassen und hat auf diese Weise ungewollt heidnisches Brauchtum erhalten. Die heidnischen Relikte vermischten sich mit dogmatischen Überlegungen, die Verchristlichung germanischer Kulte sollte als tragfähige Brücke zwischen Heidentum und Christentum dienen.
Vor den Anfängen der Krippenverehrung, für die der Hl. Franz von Assisi im Wald von Greccio im Jahr 1223 den Grundstein legte, sah man zunächst keinen Anlass zu festlicher Stimmung. Das Gleichnis des Kindes für das neue Jahr begegnet uns schon früher mehrfach im Jahresbrauchtum, ohne dass eine Herleitung vom Christkind erlaubt wäre. Das Kind war Sinnbild für neues Leben schlechthin.
Die Geschichte der Geburt Christi ist nichts anderes als eine Nacherzählung dieses alten Mythos von der Geburt des Lichtes. Das Weihnachtsfest aber ist als Wintersonnwendfest schon viel älter als alle christlichen Kirchen und Sekten.
Tag und Jahr der Geburt des Nazareners sind bis heute ungewiss. Erst anno 354 wurde vom römischen Bischof Liberius das Weihnachtsfest vom 6. Jänner auf den 25. Dezember, dem Festtag des Sonnengottes Mithras, der aus einem Stein geboren worden sein soll, vorverlegt.
Viele sagenumsponnene Gebräuche begleiten seit jeher das Weihnachtsgeschehen. Das Brauchtum als Ausdruck- und Verständnismittel ist landschaftsweise sehr unterschiedlich.
Damals kennen weite Landstriche den von den Kindern mit banger Sehnsucht erwarteten Gabenbringer als das "Goldene Rössl" (auch vereinzelt als das "Silberne Rössl" bekannt). Der allgemeine Kinderglaube, dieses sagenhafte Wundertier am Weihnachtstag (auch Fastweihnacht) um 11 Uhr über den First springen zu sehen, geht auf die indogermanischen Sonnenrosse "Alswinn" (Allwisser) und "Arvakr" (Frühwach) zurück. Dem Pferd als Zeitsymbol beinahe aller Weltreligionen wird Wachstumsgeist, transzendente Kraft und prophetisches Wissen zugesprochen. Man identifizierte das Ross mit dem Kosmos. Es nahm als Wesen geistiger Intuition im ganzen nordeuropäischmittelasiatischen Kulturkreis eine besondere Stellung ein und galt geradezu als Leittier des hellsichtigen Wissens.
Bis heute hat das "Goldene Rössl" die Erinnerung an die Sonnenrosse wach gehalten. Brave Kinder bescherte es nächtlicherweise mit roten Äpfeln, Zwetschken, Kletzen und Nüssen, den Sinnbildern der Fruchtbarkeit und Glück. Zu den beliebtesten Angedingen zählte jedoch das vor Krankheit und Unheil bewahrende Kletzenbrot. Genau wie heute beim Christkind, verkündete Schellengeläute die Ankunft dieser weihnachtlichen Lichtgestalt. Mitunter war das goldene Pferdchen einem goldenen, mit Geschenken beladenen Wagen vorgespannt - Gebildbrote (Gebäckformen, die menschliche oder tierische Gestalten darstellen) und Christbaumschmuck des 19. Jahrhunderts verbildlichen diese kindliche Vorstellung.
Dem "Goldenen Rössl" gingen jedoch andere Gabenbringer voraus. Weihnachts- und Volksbräuche zeigen ein oft abgewandeltes Gesicht. Es ist die Beschenkung unter den Erwachsenen zu Neujahr überliefert (Sebastian Brants "Narrenschiff"). Ab dem 15. Jahrhundert tritt das Neujahrskindl als Geschenküberbringer in Erscheinung und wird ab dem 16. Jahrhundert vom heiligen Nikolaus (nicos = schenken, laos = Volk) abgelöst. Diese Abgrenzung der Gabengestalten ist nicht wortwörtlich aufzufassen, selbstverständlich war dies gebietsweise sehr unterschiedlich. Es traten neben dem populärsten Heiligen der Christenheit aus Myra außerdem eine Vielzahl kinderfreundlicher, aber auch böser und gefürchteter Begleitpersonen auf.
Ab welchem Zeitpunkt nun das "Goldene Rössl" beschenkte, liegt leider im Dunkeln der Geschichte. Fest steht, dass dieses Pferdchen schon um 1400 im Brauchtum gegenwärtig war, eine in der Schatzkammer des Wallfahrtsortes Altötting aufbewahrte Pariser Goldschmiedearbeit bezeugt dies. Eines der schönsten "Goldenen Rössl" besitzt das älteste Frauenkloster der Welt, Stift Nonnberg bei Salzburg, aus dem 15. Jahrhundert.
F. Schrönghammer-Heimdal, ein Schriftsteller des altbayerischen Innviertels, schildert in seinen Jugenderinnerungen den feierlichen Ablauf des Weihnachtsfestes.
In seiner Kindheit kannte man noch das "Goldene Heinßl". An keinem anderen Abend des Jahres waren die Kinder braver als an diesem. Kienspanslicht erhellte die warme Stube, in der erwartungsvoll die Kinder harrten - und gerade dieses gespenstisch glosende Spanlicht unterstrich die herrschende Spannung, die erst durch das Klingeln der Schellen gelöst wurde. In die vor der Tür aufgestellten, sauber geputzten Schuhe legte das "Goldene Heinßl" Nüsse, Früchtebrot, Äpfel, Süßigkeiten, Lebkuchen und Honigbrötchen (Honig ist ein sehr altes dämonenvertreibendes Heilmittel, das den Gebildbroten erst die richtige Bedeutung verleiht).
In einigen Gegenden mussten die Kinder außer dem zu erbringenden Gehorsam streng fasten, erst dann gab es eine Hoffnung, dieses wundersame Tier zu sehen.
Der bis 1850 noch weit verbreitete Kinderglauben ist dann nach und nach durch den Einzug des Christkindes immer mehr in den Hintergrund gedrängt worden und heute scheinbar gänzlich in Vergessenheit geraten. Von der Rieder Bürgerfamilie Rapolter ist überliefert, dass bis zur Einführung des ersten Christbaumes in Ried im Jahre 1840 das "Goldene Heinßl" zu den Kindern gekommen war. Etwas abgeändert war die Bescherung in Rainbach im Innviertel, da lief das "Goldene Heinßl" über den First des Scheunendaches und warf einen Sack voll Kletzen in den Hof. Dass es aber vorbeikam, mussten die Kinder mit Fasten verdienen.
In Mörschwang lebte der Glaube an das "Goldene Heinßl" noch in den 1920-er Jahren in den Herzen der Kinder. Man meinte zu sehen, dass es während des Mettenamtes um den Altar trabte oder am Morgen über den First eines Bauernhauses sprang. Allerdings bekamen nur wirklich brave Kinder dieses geheimnisvolle Pferdchen zu Gesicht.
Es ist sicherlich nicht uninteressant, dass auch goldene Schweinchen als Geschenkbringer fungierten. Frau Adelheid Popp, eine Mitbegründerin der sozialdemokratischen Frauenbewegung, zitiert von den in der Volkskunde wohl vertrauten Schweinchen in der "Jugendgeschichte einer Arbeiterin": "......Mit seligen Gefühlen trug ich meinen Weihnachtsbaum nach Hause und mit reiner Freude schmückte ich ihn. Die "Goldenen Schweinchen" waren zwar noch nicht erschienen, aber die Arbeit hatte mir Gelegenheit gegeben, teilzunehmen an den Freuden, von welchen ich bis dahin ausgeschlossen war..." So feierte das "Proletariat" der Peripherie Wiens das Lichterfest.
Dieser Artikel kann nur andeutungsweise etwas über diese Volksbräuche mitteilen. Dieses Thema füllte im Laufe der Zeit ganze Bücher.
Es stimmt etwas traurig, wenn man daran denkt, um welches Empfinden die Kinder betrogen werden, durch eine viel zu frühe Aufklärung. Gerade diese jungen Herzen vermögen sich noch durch ihre unverfälschte Vorstellungskraft dem bedingungslosen Glauben an Geheimnisvolles hinzugeben. Wie arm sind unsere über alles unterrichteten, realistisch eingestellten - besser gesagt, von uns so erzogenen - jungen Leute. Alle sollten ihren Eltern und Großeltern dankbar sein, die ihnen ein Erlebendürfen einer wirklich kindlichen Welt gestatteten.
Frohe Weihnachten.
Von Elisabeth Grösswang
Das Bauen ist ein schöner Trost,
hab's nicht gewusst, dass soviel kost,
Gott behüte uns vor allen bösen Zeiten,
vor Maurer und vor Zimmerleuten.
Gewiss ist der Tod, ungewiss der Tag,
die Stund auch niemand wissen mag.
Drum tue Guts, gedenk dabei,
dass jede Stund die letzte sei.
Wanderer lass die mahnen,
tu nie an der Mauer lahnen,
wann sie gibt auf einmal nach,
dann hast du am Kopf das ganze Dach.
Dieses Haus steht in Gottes Gewalt,
vorn hibei neu, hint hibei alt,
vorn hibei is jetzt angemalen,
hint hibei wird's übers Jahr zusammenfallen.
Maurer und Zimmerleut,
dös san die glengan Leut;
Wias da um d'Arbeit steht,
dort wo koa Wind hingeht;
Dö Maurer dö Hand so stad,
Zimmerleut han a so fad,
Flink kinans wern,
Wanns an Bauern geh hern.
Aus dem bäuerlichen Leben um 1500
Auch in dieser Zeit war der Bauer bestrebt, all das selbst zu erzeugen, was für sein Leben am Hof notwendig war. Man lebte allerdings sehr einfach, genügsam und sparsam.
Der Hafer hatte die größte Bedeutung, da daraus das Brot gebacken wurde. Die Hafersuppe kam oft auf den Tisch. Hirse und Kraut standen ebenfalls auf dem Speiseplan, aufgelockert durch Bohnen und Erbsen. Die Rüben wurden geschnitzelt verkocht. Von Roggen, Weizen und Gerste wird erst um 1600 mehrfach berichtet. Gänse, Enten und Hühner gehörten zur Hofhaltung. Groß aufgetischt wurde aber nur an besonderen Festtagen. Das Obst aß man roh oder getrocknet. Apfelspeiteln und Zwetschken gedörrt für den Winter aufgehoben, war dieses Dörrobst eine der wenigen Leckerspeisen. Allerdings darf man das Obst dieser Zeit nicht mit dem heutigen vergleichen. Es ist davon auszugehen, dass die Früchte von damals nur klein und minderwertig waren, auch ist wahrscheinlich, dass die Obsternte eher geringe Erträge hergab. Durch das wenige Obst, wurde auch kein Most erzeugt, die Mosterzeugung wird erst im 19.Jhdt. erwähnt. Wichtig hingegen war der Honig, nicht allein als Zuckerspender, sondern auch zur Erzeugung von Met, der neben einem sauren Wein getrunken wurde. Der Wein wurde auch bei uns angebaut, davon kündet noch die Ortschaft Weinberg, oder die Namen Weinberger. Dieser Wein, der uns heute wahrscheinlich die Gesichtszüge verschieben würde, so sauer wie er war, wurde erst zubereitet und fast als Gewürzwein getrunken. Wenn wir von dieser Zeit um 1500 sprechen, dürfen wir nicht vergessen, dass heutige Grundnahrungsmittel, die für uns selbstverständlich sind, damals zur Gänze unbekannt waren. Zum Beispiel die Kartoffel, die Tomate, der Mais kamen erst viel später zu uns, sie sind Einführungen aus der Amerika.
Bei der Bodenbearbeitung dominierte die Dreifelderwirtschaft. Ein Drittel lag brach, darauf wurden Kälber, Schweine, Schafe und Gänse getrieben. Die Einzäunung der Felder ergab sich daraus als Notwendigkeit. Das zweite Drittel gehörte der Sommerfrucht und das letzte Drittel der Winterfrucht. Sehr große Bedeutung kam dem Flachsanbau zu. Erstens wurde am eigenen Hof Leinen gebraucht; Zweitens konnte Haar und Faden gut am Markt in Altheim oder Braunau verkauft werden, da die Leinenweber das Rohprodukt verarbeiten wollten. Oft wird die gute Schafwolle aus unserer Gegend gelobt, die in Braunau zum berühmten Braunauer Tuch verarbeitet wurde. Selbstverständlich wurde immer ein Teil am eigenen Hof verarbeitet.
Im Jahresablauf machten die vielen Feiertage das harte Bauernleben erträglich. Ostern, Weihnachten und Pfingsten wurden immer je vier Tage geboten. Eine große Anzahl von Bauernfeiertagen haben in dieser Zeit ihre Wurzeln. Auch an Wallfahrten nahm man teil, wobei Altötting, der größte Wallfahrtsort der damaligen Zeit in Europa, neben St. Wolfgang und näheren Wallfahrtsorten vielfach besucht wurden.
Vom Handel war der Bauer nicht ausgeschlossen, hausierende Wagen- und Karrenleute zogen auf das Land und kauften die Waren auf, die in Märkten oder Städten gebraucht wurden. Obwohl der Viehankauf nur auf den Viehmärkten gestattet war, kamen die Metzger zum Bauern, also nicht viel anders als heute. 1474 wurde ein Gesetz erlassen, dass nur einheimische Metzger das Vieh in den Ställen kaufen durften.
Es wurde getauscht und in Münze bezahlt. Ludwig der Reiche sanierte sich anfänglich mit "schlechtem Geld" (wenig Silbergehalt), man kam aber nach der Einigung von 1458 zu einer besseren Münze. Die Landshuter Mark hatte zwei Pfund Pfennige mit einem Feingehalt von 6 Lot Silber. Albrecht der IV. bemühte sich sehr um ein besseres Münzwesen, und ließ ab 1506 selbst Münzen schlagen. Ganz selten sah man einen Gulden (Gulden kommt von Gold), ein fremdländisches Geld, das nur in Städten gehandelt wurde. Am Land zahlte man nur mit herzoglichem Geld.
Mit der Erfindung des Lumpenpapiers und der Buchdruckerei wird mehr Geschriebenes in Umlauf gesetzt. Die Elementarbildung der Volksbildung Religion, Lesen, Schreiben, Rechnen und Gesang im Ausmaß der Volksschulbildung war im 16.Jhdt. bei Adel und Bürger nicht allzu selten, auch der Bauer konnte schon davon profitieren, allerdings Knechte, Mägde oder Besitzer kleinerer Gehöfte waren davon praktisch ausgeschlossen.
Die Lasten eines Bauern:
Der Zehenten (der zehnte Teil)
Er ging ursprünglich an die Kirche, doch später auch an den Gutsherrn.
Der große Zehent: vom Getreide, von allem was Halm und Stengel treibt.
Der kleine Zehent: von Kraut und Obst.
Der Blutzehent: von allen landwirtschaftlichen Tieren.
Die Zinsen
Der Zins wurde für ein Erb- oder Leibrecht auf Lebenszeit auferlegt. Der Erbbrief - landesherrliche Hintersassen mussten beim Kastner eine Erlaubnis erwirken.
Sie wurden bei der Frühjahrs- oder Herbstabgabe ursprünglich nur in Naturalien, später auch in Münze abgerechnet.
Die Frohnden (Robot)
auch Scharwerk oder Werchart genannt. Sie waren oft sehr drückend, weil sie der Willkür der Beamten unterlagen. Das Kloster Mattsee verlangte 3 Tage im Jahr, Michaelbeuern nur 1 Tag im Jahr.
Als Burghausen unter dem reichen Georg 1488 ausgebaut wurde, verlangte der Herzog von jedem Bauern in seinem Regierungsbezirk, also auch von den Bauern aus unserer Gegend, ein Scharwerksgeld. Beim Bau selbst wurden täglich 4000 Pfund Pfennige an Lohn ausgezahlt.
Die Steuern
Sie wurden um 1500 fast ausschließlich von Bauern und Bürgern getragen.
Vieh- und Kopfsteuer, Wehrbeitrag, Kriegssteuer (Reisgeld). Die Höhe veränderte sich von Jahr zu Jahr und wurde z.B. für viele von den hiesigen Bauern bei jeder Gerichtssitzung in Aspach und Rottal neu festgesetzt. Indirekte Steuern wurden von Wein, Lebensmitteln, Getreide, Tuch und Eisen eingehoben (Ungeld).
Abgaben
Bei Einwilligung des Herrn zur Ehe:
Im Todesfall war das "Besthaupt" (das beste Stück Vieh) als Abgabe zu entrichten.
Unter Albrecht IV war im Todesfall des Mannes das beste Ross, und beim Ableben der Frau, die beste Kuh zu entrichten. Der beauftragte Eintreiber erhielt den besten Rock.
Der Wehrdienst
Der Landrichter war Befehlshaber seines Gebietes im Krieg. Er suchte nach eigenem Ermessen die gesunden, wehrfähigen Leute aus. Das Landaufgebot der Bauern war zur Verteidigung des Landes verpflichtend. Die Bauern mussten sich selbst ausrüsten und verköstigen. Deshalb wurde das Landaufgebot meist nur für kurze Zeit gefordert. Die Ausrüstung der Wehrfähigen musste oft das ganze Dorf übernehmen. Oft genug beschwerten sich die Hofmarksherren, dass kein Bauer für die Felder da sei. Der Übergang zum Söldnerheer vollzog sich nur allmählich, so berichtet Hans Klosner (Pfleger, Landrichter), dass er mit dem Weilhart-Gericht mit allen Reitern und allen Knechten und aller Bauernschaft (800) zum Kampfe bereit sei. Vielfach wurden dann die Bauern zu Schanzarbeiten eingesetzt, da sie in der Regel keine Übung mit den Waffen hatten, und galten deshalb als nicht sehr verlässlich.
Du kannst wia weit dawöl geh´n,
geh aufi auf Weinberg und Äpfelbere
und schau eina as Tal,
da siagst dö Ortschaften überall,
Wiesing, Stallhofen, Harloha und Erb
und weita herunten is Häuslberg.
Und schau oa Tal no, da siagst weita herunten
s´Dorf mit Kircha und an Brunnbach,
hinten is Baumgarten und Loa,
a da Mitten is Furth
und schau amoi ganz genau
ganz unten is Au.
Geh aufi an Auffang an Summa oder an Winta,
siagst an Siedlberg draußen, Ober und Unterlinda,
Auf´n Bugl mittendrin,
siagt ma auf Mattighofen hin.
Geh oi auf Hoizleit´n und Zeiled,
in klaren Tagen der Untersberg vor Dir steht,
s`Tennengebirg, an Schafberg und an Dachstoa,
dö siagt ma net alloa.
Bis za da Landesgrenz siagt ma da,
machts dös in an andern Ort na,
drahst di auf die andere Seit hin,
siagst in Braunau an Nebel vom Inn,
weit schaut ma außi ins bayerische Land,
und wanst net genau schaust, da kennst
dö zwoa Landl gar net vonand.
D´Mattig, da Scheiterbach und da Brunnbach dazua,
rinnan alle Tag und Nacht ohne Rast und ohne Rua.
Am Ufer häuftig Stauan und Bam,
dös find´st anderswo kam,
dös muaß scho a so sei,
da Siedelberg und da Kobernaußerwald rahmen dös Bidl ei.
Wann der Kuku an Frühling vom Wald abaschreit,
dös hert ma mächtig weit,
mit Geld an Sack, da scheban unsere Leit,
Da geht Arbat bei dö Bauern wieder an,
mit Traktor, Maschin und Ladewagn,
umara Seins brauchts da nimma fragen.
Kimmt d´Ant und damit Mähdrescher o,
dö Alten schauaten, zum Schluß renatens
vor a so an G´spenst pfeilgrad davo,
dann geht´s weida wia gschmiert,
drei-,vier- und mehrscharige Pfliag werden am Traktor montiert,
dö ackern mit dem dritten und vierten Gang,
vier paar Ross brachten dös auf koa weit´s net zamm.
Aber Arbeiter und Bauern leben bei uns nebenanand,
an Sunnta beim Watt´n an Wirtshaus kenstas garnet vonand,
und oisand arbatens als bleibens ewig do,
mecht schiaga sogn, dö Junga machens a die Alten no.
I bin in Russland, in Afrika und in Amerika gwen,
a dort hat´s so manches schöne Fleckerl geb´n,
aber erst wia i a da Mettennacht d´Schoia wieder
Leit´n g´hört ho und dös sag i eing gwiss,
da hois erst wieda kennt, wia schen des Schoia is.
Gründungsobmann des Heimatvereines Schalchen
Johann Zwischelsberger
Der Alte vom Grunde
Ein Bauer, dessen Gut auf dem sagenbekannten Siedelberg bei Mattighofen liegt, erzählt wie folgt:
Sein Vaterhaus sei früher, noch zur Zeit, als seine Großeltern am jungen Besitzer waren, von vielem unwirschem Zeug heimgesucht worden. Der Großvater habe oft erzählt, dass im Frühjahr und Herbst der "Alte vom Grunde" seine wilde Jagd über das Anwesen gehen ließ. Das war dann ein Geheul und Geschrei, dass die Einwohner vor Furcht bebten, obwohl sie von altersher wussten, dass der Alte es mit den Bauern nicht schlecht meinte. Einmal, es war vor Allerheiligen, kam die wilde Jagd wieder angerückt. Ein Heulen, ein Schreien, ein Bellen, ein Jammern! Der Junge Knecht war vorwitzig und öffnete die Hintertür, um den wilden Zug zu sehen. Da - ein Windstoß und - Tür wie Knecht lagen im Obstgarten. Als der Knecht Wieder bei Sinnen war, sagte er, dass der weißbärtige Alte auf einem Schimmel geritten sei und ein recht zerfetztes Gewand angehabt hätte. Er habe genau gespürt, wie die Hunde und Wölfe über ihn liefen; natürlich lauter schwarze, die kein weißes Haar am Leib haben, denn nur diese müssen bei der Jagd mit. Auch des Bauern Rappen habe er dabei gesehen. Nun wussten sie, warum dieser Rappe morgens im Schweiße bei der Krippe stand. Der Bauer verkaufte deswegen auch später das Tier. Da durch solches Treiben das Haus bald von den Händlern gemieden wurde, der Bauer sich auch häufig nachts nicht mehr vom Gasthof heimtraute, ging er zum Wundermandl nach Burghausen. Dieses kam und siegte auch über den Alten vom Grunde. Es befahl, einen Holzschopf zu fällen. Aus jungen Bäumchen wurden von ihm zwei Pferde ausgeschnitten und am Dachfirst angebracht. Auf das hin war nur mehr weniges vom wilden Gjaid (wilden Gejage) zu spüren.
Der Seelenjäger
Ich war damals ein 35 jähriger Mann. Vor acht Jahren hatte ich geheiratet und glaubte, den Himmel auf Erden zu haben. Aber immer ernster wurden die Zeiten. Ein Kind nach dem anderen kam und seit der Entbindung des Siebten konnte sich mein Weib nicht mehr erholen. Bei sieben Kindern und einem kranken Weib klopft bald die Sorge, ja auch die Not an die Türe, umso mehr, wenn das "Güatl" nicht groß ist. Es war vor Allerheiligen. Mir war für mein krankes Weib Hundeschmalz angeraten worden. In Schalchen hatte ich einen Vetter, der hatte solches. Mit schweren Herzen ging ich von meinem kranken Weibe. Wie es halt so geht, hielt ich mich länger auf, trank auch ein paar Glas Bier, um die Sorgen zu verscheuchen, und trat um 10 Uhr nachts meinen Heimweg an. Als ich über den Scheiterbach gegen Unterlochen kam, spürte ich erst, mit welcher Wucht der Sturm lospfiff. Beim Nußbaumer-Häusl konnte ich nimmer weiter. Ich stand unter. Da stand ich nun und betrachtete den Nussbaum, der sich im Sturme bog und dabei ächzte und stöhnte. Da kam auf einmal die wilde Jagd (wilde Gjaid) über den Wald des "Meier unter der Leithen" am Siedelberg. Ich hörte das Wiehern der Rosse, das Bellen der Hunde und sah Riesengestalten. Ein bärtiger Mann auf einem Schimmel brüllte in den Sturm und zeigte mit der Riesenhand auf mich. Da packte mich das Grausen. In Angstschweiß gebadet, wollte ich fliehen, doch meine Füsse trugen mich nicht. Da - ein Blitz, ein Donner und - ich lag am Boden. Nach einiger Zeit erhob ich mich. Der Spuk war verschwunden. Betend machte ich mich auf den Heimweg. Als ich in die Nähe meines Hauses kam, rieselte der Regen ruhig zu Boden. In der Kammer lag mein Weib, starr und kalt. Nach Aussage meiner Verwandten musste zur Zeit des großen Blitzes beim Nußbaumer-Häusl mein Weib seinen Geist aufgegeben haben. Der alte Spruch "alle guten Geister loben den Herrn, Jäger, was ist dein Begehr´n" hat gegen die wilde Jagd keine Macht. Zweige der am Kranzeltag (Fronleichnamstag) geweihten Stauden sind gute Mittel gegen diese wilden Gesellen. So erzählte ein alter Bauer aus Pischelsdorf.
Der Totengeleiter
Der Totengeleiter Einstmals ging ein Bauer im Höhnhart vom "Hoamgarten" (Abendbesuch bei einem Nachbarn) nach Hause. Als er an einem abgelegenen Moore vorbeikam, sah er einen Reiter auf einem Rappen, begleitet von zwei großen Hunden, aus dem Moore auf- Steigen und auf einen Hof zureiten, in welchem er dann verschwand. Am anderen Tag erfuhr der Bauer, dass der Besitzer des Hofes, in dem der gespenstische Reiter verschwand, in derselben Nacht gestorben sei.
Der Schimmelreiter
Um Mitternachtszeit ging einmal ein Bauer in der Gegend des Höhnhartwaldes seinem Heimwesen zu, und als er über den Steg des Veiterbaches schreiten wollte, da hörte er das wilde Gjaid das Waldtal herabkommen. Er warf sich auf das Gesicht nieder und ließ die wilde Jagd über sich hinrasen. Allein, er konnte es nicht lassen, etwas aufzusehen. Da erblickte er einen riesengroßen Reiter auf einem riesigen Schimmel, der über ihn hinweg- sprengte, und eine Menge berittener schreckhafter Gestalten, welche dem Schimmelreiter folgten. Der Bauer schlug ein Kreuz und ging dann ruhig seines Weges weiter.
Der Schimmelkopf
Vor langer Zeit gingen einmal zwei Männer in später Nacht vom Wirtshaus heimwärts. Als die beiden am Waldrand angekommen waren, hörten sie plötzlich über die Furt des Waldbaches Hufschläge von Pferden und den unheimlichen Ruf: "Hüt! Hüt!" Der Bauer rief seinem Begleiter zu: "Leg di aufs Gsicht nieda und tua den rechten Arm übern Kopf, ´s wilde Gjoad kimmt!" Der Angerufene aber wollte nachsehen, was herankomme, und rief dem Bauern zu: "Es reit´t oaner vom Rossmarkt her, lauter Hengstn hat er!" Kaum aber hatte er das gesagt, so fuhr es ihm über den Kopf, dass er meinte, er müsse ihm abgerissen sein. Zugleich schaute ein riesiger Schimmelkopf über seine Schulter. Da rief der Mann schnell die heilige Dreifaltigkeit an und der Schimmelreiter mit seinem Gefolge raste über den nahen Moosberg (Gemeinde Höhnhart) dahin, mit solcher Gewalt, dass alle Bäume krachten.
Die Steinsäule von Weinberg
Bei Wiesing, nahe der Ortschaft Oberweinberg, unweit von Munderfing, steht eine Steinsäule. Heute ist sie Grenze zwischen den Gemeinden Munderfing und Schalchen. Ehemals soll hier die Grenze zwischen den Besitzungen der Herrschaft von Mauerkirchen und der von Spreitzenberg gewesen sein. Der Sage nach soll diese Säule aus folgendem Anlass gesetzt worden sein: Die Besitzer von Mauerkirchen und Spreitzen- berg waren Brüder. Einst trafen die beiden an jener Stelle, wo heute die Steinsäule steht zusammen. Der Spreitzenberger erkannte seinen Bruder wohl, nicht aber umgekehrt. Der von Spreitzenberg war Christ, der von Mauerkirchen noch Heide. Da sagte der Spreitzenberger zu seinem Bruder: Du bist so wahr mein Bruder, als mein Schimmel den rechten Fuß aufhebt. Das Pferd hob den Fuß und daraufhin erfolgte die Erkennung. Dies geschah, während die Mannschaften der beiden Brüder bei Burgkirchen im Kampf lagen. Die Schlacht war so blutig, dass in Burgkirchen das Blut der Gefallenen einen "Badern" ausschwemmte.