Der Alte vom Grunde

Ein Bauer, dessen Gut auf dem sagenbekannten Siedelberg bei Mattighofen liegt, erzählt wie folgt:
Sein Vaterhaus sei früher, noch zur Zeit, als seine Großeltern am jungen Besitzer waren, von vielem unwirschem Zeug heimgesucht worden. Der Großvater habe oft erzählt, dass im Frühjahr und Herbst der "Alte vom Grunde" seine wilde Jagd über das Anwesen gehen ließ. Das war dann ein Geheul und Geschrei, dass die Einwohner vor Furcht bebten, obwohl sie von altersher wussten, dass der Alte es mit den Bauern nicht schlecht meinte. Einmal, es war vor Allerheiligen, kam die wilde Jagd wieder angerückt. Ein Heulen, ein Schreien, ein Bellen, ein Jammern! Der Junge Knecht war vorwitzig und öffnete die Hintertür, um den wilden Zug zu sehen. Da - ein Windstoß und - Tür wie Knecht lagen im Obstgarten. Als der Knecht Wieder bei Sinnen war, sagte er, dass der weißbärtige Alte auf einem Schimmel geritten sei und ein recht zerfetztes Gewand angehabt hätte. Er habe genau gespürt, wie die Hunde und Wölfe über ihn liefen; natürlich lauter schwarze, die kein weißes Haar am Leib haben, denn nur diese müssen bei der Jagd mit. Auch des Bauern Rappen habe er dabei gesehen. Nun wussten sie, warum dieser Rappe morgens im Schweiße bei der Krippe stand. Der Bauer verkaufte deswegen auch später das Tier. Da durch solches Treiben das Haus bald von den Händlern gemieden wurde, der Bauer sich auch häufig nachts nicht mehr vom Gasthof heimtraute, ging er zum Wundermandl nach Burghausen. Dieses kam und siegte auch über den Alten vom Grunde. Es befahl, einen Holzschopf zu fällen. Aus jungen Bäumchen wurden von ihm zwei Pferde ausgeschnitten und am Dachfirst angebracht. Auf das hin war nur mehr weniges vom wilden Gjaid (wilden Gejage) zu spüren.



Der Seelenjäger

Ich war damals ein 35 jähriger Mann. Vor acht Jahren hatte ich geheiratet und glaubte, den Himmel auf Erden zu haben. Aber immer ernster wurden die Zeiten. Ein Kind nach dem anderen kam und seit der Entbindung des Siebten konnte sich mein Weib nicht mehr erholen. Bei sieben Kindern und einem kranken Weib klopft bald die Sorge, ja auch die Not an die Türe, umso mehr, wenn das "Güatl" nicht groß ist. Es war vor Allerheiligen. Mir war für mein krankes Weib Hundeschmalz angeraten worden. In Schalchen hatte ich einen Vetter, der hatte solches. Mit schweren Herzen ging ich von meinem kranken Weibe. Wie es halt so geht, hielt ich mich länger auf, trank auch ein paar Glas Bier, um die Sorgen zu verscheuchen, und trat um 10 Uhr nachts meinen Heimweg an. Als ich über den Scheiterbach gegen Unterlochen kam, spürte ich erst, mit welcher Wucht der Sturm lospfiff. Beim Nußbaumer-Häusl konnte ich nimmer weiter. Ich stand unter. Da stand ich nun und betrachtete den Nussbaum, der sich im Sturme bog und dabei ächzte und stöhnte. Da kam auf einmal die wilde Jagd (wilde Gjaid) über den Wald des "Meier unter der Leithen" am Siedelberg. Ich hörte das Wiehern der Rosse, das Bellen der Hunde und sah Riesengestalten. Ein bärtiger Mann auf einem Schimmel brüllte in den Sturm und zeigte mit der Riesenhand auf mich. Da packte mich das Grausen. In Angstschweiß gebadet, wollte ich fliehen, doch meine Füsse trugen mich nicht. Da - ein Blitz, ein Donner und - ich lag am Boden. Nach einiger Zeit erhob ich mich. Der Spuk war verschwunden. Betend machte ich mich auf den Heimweg. Als ich in die Nähe meines Hauses kam, rieselte der Regen ruhig zu Boden. In der Kammer lag mein Weib, starr und kalt. Nach Aussage meiner Verwandten musste zur Zeit des großen Blitzes beim Nußbaumer-Häusl mein Weib seinen Geist aufgegeben haben. Der alte Spruch "alle guten Geister loben den Herrn, Jäger, was ist dein Begehr´n" hat gegen die wilde Jagd keine Macht. Zweige der am Kranzeltag (Fronleichnamstag) geweihten Stauden sind gute Mittel gegen diese wilden Gesellen. So erzählte ein alter Bauer aus Pischelsdorf.


Der Totengeleiter

Der Totengeleiter Einstmals ging ein Bauer im Höhnhart vom "Hoamgarten" (Abendbesuch bei einem Nachbarn) nach Hause. Als er an einem abgelegenen Moore vorbeikam, sah er einen Reiter auf einem Rappen, begleitet von zwei großen Hunden, aus dem Moore auf- Steigen und auf einen Hof zureiten, in welchem er dann verschwand. Am anderen Tag erfuhr der Bauer, dass der Besitzer des Hofes, in dem der gespenstische Reiter verschwand, in derselben Nacht gestorben sei.


Der Schimmelreiter

Um Mitternachtszeit ging einmal ein Bauer in der Gegend des Höhnhartwaldes seinem Heimwesen zu, und als er über den Steg des Veiterbaches schreiten wollte, da hörte er das wilde Gjaid das Waldtal herabkommen. Er warf sich auf das Gesicht nieder und ließ die wilde Jagd über sich hinrasen. Allein, er konnte es nicht lassen, etwas aufzusehen. Da erblickte er einen riesengroßen Reiter auf einem riesigen Schimmel, der über ihn hinweg- sprengte, und eine Menge berittener schreckhafter Gestalten, welche dem Schimmelreiter folgten. Der Bauer schlug ein Kreuz und ging dann ruhig seines Weges weiter.


Der Schimmelkopf

Vor langer Zeit gingen einmal zwei Männer in später Nacht vom Wirtshaus heimwärts. Als die beiden am Waldrand angekommen waren, hörten sie plötzlich über die Furt des Waldbaches Hufschläge von Pferden und den unheimlichen Ruf: "Hüt! Hüt!" Der Bauer rief seinem Begleiter zu: "Leg di aufs Gsicht nieda und tua den rechten Arm übern Kopf, ´s wilde Gjoad kimmt!" Der Angerufene aber wollte nachsehen, was herankomme, und rief dem Bauern zu: "Es reit´t oaner vom Rossmarkt her, lauter Hengstn hat er!" Kaum aber hatte er das gesagt, so fuhr es ihm über den Kopf, dass er meinte, er müsse ihm abgerissen sein. Zugleich schaute ein riesiger Schimmelkopf über seine Schulter. Da rief der Mann schnell die heilige Dreifaltigkeit an und der Schimmelreiter mit seinem Gefolge raste über den nahen Moosberg (Gemeinde Höhnhart) dahin, mit solcher Gewalt, dass alle Bäume krachten.


Die Steinsäule von Weinberg

Bei Wiesing, nahe der Ortschaft Oberweinberg, unweit von Munderfing, steht eine Steinsäule. Heute ist sie Grenze zwischen den Gemeinden Munderfing und Schalchen. Ehemals soll hier die Grenze zwischen den Besitzungen der Herrschaft von Mauerkirchen und der von Spreitzenberg gewesen sein. Der Sage nach soll diese Säule aus folgendem Anlass gesetzt worden sein: Die Besitzer von Mauerkirchen und Spreitzen- berg waren Brüder. Einst trafen die beiden an jener Stelle, wo heute die Steinsäule steht zusammen. Der Spreitzenberger erkannte seinen Bruder wohl, nicht aber umgekehrt. Der von Spreitzenberg war Christ, der von Mauerkirchen noch Heide. Da sagte der Spreitzenberger zu seinem Bruder: Du bist so wahr mein Bruder, als mein Schimmel den rechten Fuß aufhebt. Das Pferd hob den Fuß und daraufhin erfolgte die Erkennung. Dies geschah, während die Mannschaften der beiden Brüder bei Burgkirchen im Kampf lagen. Die Schlacht war so blutig, dass in Burgkirchen das Blut der Gefallenen einen "Badern" ausschwemmte.

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