Barbarakirche und Barbarakapelle

Ostwärts von der Ortschaft Schalchen, jenseits des "Ridel-Baches" (heutiges Barbara-Bachl) auf einer Anhöhe und auf freiem Feld wurde zu Beginn des 13. Jhdt. die Kirche zur Hl. Barbara gebaut und geweiht. Aus welcher Veranlassung und durch wen ist unbekannt.

(Verschiedene Quellen datieren den Kirchenbau ins frühe 13. Jhdt., doch ist diese Annahme nicht unumstritten, auch die beachtliche Größe dieser Kirche gibt Forschern Rätsel auf.
Es dürfte an diesem Platz schon in der Kelten- bzw. Römerzeit eine Kultstätte bestanden haben, auch eine römische Villa wird in der Umgebung der Kirche vermutet. Sehr wahrscheinlich gab es an diesem Platz bereits vor der Barbarakirche eine viel ältere, kleinere Holzkirche, wie die meisten Frühkirchen, diese ist wahrscheinlich von den Ungarn zerstört worden. Umsonst heißen auch die Wiesen und Felder in nächster Umgebung der Barbarakirche nicht noch heute die "Predigtstuhlländer". Auch ein eigener Friedhof war vorhanden, für eine Feldkirche nicht üblich.
Anmerkung von Josef Zwischelsberger)

Sie präsentierte sich als ein in altdeutscher Bauform ausgeführtes Gebäude mit mächtigen Strebepfeilern, und mit einem an der südlichen Langseite angebauten, kuppelgedeckten Glockenturm. Ihr äußerer Umfang betrug 264 Wiener Schuh, ihre Breite 37 Fuß, ihre Höhe 36,5 Fuß.

Am 1.November 1007 gibt es eine Schenkung von König Heinrich II. an den Bischof von Bamberg, mit Namen Eberhard. Bamberg erhält den Ort "Matughof" im Mattiggau, mit allem Zubehör.
Damit fällt auch Schalchen an Bamberg, oder wird erst mit dem Schenkungsvorgang mit Mattighofen verbunden und damit bischöfliche Eigenkirche.
Die Kirche St.Barbara wäre dann, im Hinblick auf den Herzogs- und Königshof, die Pfarrkirche für die "Schalken", für die Knechte des Hofes, für das Gesinde, für die bescheidene Siedlung am Fuß des Königshofes gewesen. Damit würde sich auch die Bezeichnung Urpfarrei verbinden lassen.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass das Bistum Bamberg nach der Übernahme von Mattighofen bewusst die Seelsorgestation Schalchen mit der bereits vorhandenen Kirche St.Barbara (abhängig von Pischelsdorf) ausgebaut hatte, was auch die Patrozinien der zusätzlichen Kirchen St. Jakob und Kunigunde belegen. Dies wäre geschehen, um auf diesem Weg mehr Unabhängigkeit von dem nahe gelegenen "Seelsorgemittelpunkt", dem passauisch geprägten "Bischofsdorf" (Pischelsdorf ) zu erreichen. So wäre dann Schalchen im Lauf des 11.Jahrhunderts von Pischelsdorf ausgeklammert und unabhängig zur Pfarrkirche im Sinn einer Eigenkirche unter bambergischem Einfluß geworden. Jedenfalls wird Schalchen unter jenen Pfarrkirchen genannt, die 1143 den Personalzehent an das Stift Mattsee zu zahlen hatten.
Am 12. Oktober 1571 berichtet ein Schreiber Mitschelin seinem Grafen über "den Freithoff zu Sandt Barbara in Schalchen". Womit bewiesen ist, dass dort ein Friedhof war.
1756 scheinen Kirchenrechnungen auf für die Gotteshäuser St. Jakob, St. Barbara und St. Kunigunde.
Bis zum Jahre 1785 führten die Bürgergarde und andere Gläubige am Barbaratag eine Prozession zur Barbarakirche am Auffang durch. Die hl. Barbara als Patronin der Artillerie war wohl die Veranlassung.
Im Jahre 1785 wird, auf Anordnung von Kaiser Josef II., die schöne Kirche St. Barbara trotz heftigen Protestes der Schalchener Gläubigen gesperrt. Die Orgel wird nach Mettmach verkauft und war noch bis 1975 in Verwendung. Die berühmte Schwanthalergruppe "Enthauptung der hl. Barbara" steht noch heute in der Pfarrkirche St. Jakob in Schalchen.
Zwischenzeitlich wurde die Barbarakirche als Lagerort für Hafer verwendet.
1792 kauft Franz Josef König, Bierbrauer in Munderfing das Kirchengebäude und trug das Gemäuer bis auf den Turm ab. Nur ein Teil der Süd- und Westmauer blieben noch stehen. Während der Abbrucharbeiten wurde er krank und starb am 21. Dezember 1804 im 42. Lebensjahr. Im Jahr 1842 kaufte Georg Sperl, Mühlzurichter allhier diesen Turm. Dieser stand noch bis zum Jahre 1849, dann musste man ihn mitsamt den Glocken umstürzen, denn er war schon so schlecht, dass niemand mehr wagte, das Geläute abzunehmen.
Vor seinem Tod, er starb am 25. August 1854 im 57. Lebensjahr, versprach Georg Sperl, 200 Gulden für eine Kapelle zu stiften. Im Jahre 1855 baute sein Sohn, Valentin und seine Ehegattin Theresia die St. Barbarakapelle aus den Resten des Turmes der Barbarakirche.


In der Barbarakapelle gibt es ein Bildnis mit einer Inschrift, die wie folgt lautet:

"Valentin Sperl, Blasbalgmacher und Brunnenrichter in Schalchen bei Mattighofen wurde im Jahre 1856, am Samstag, den 8.Mai abends 7 Uhr unweit Mattighofen, wo er eben einen Brunnen richtete unglücklicherweise verschüttet und konnte erst am Sonntagnachmittag 3 Uhr mit vieler Mühe herausgebracht werden. Durch vertrauensvolle Anrufung der heiligen Barbara wurde er nicht nur glücklich herausgebracht, sondern erlangte in kurzer Zeit seine Gesundheit wieder. Zur Verehrung der hl. Barbara und aus Dankbarkeit für die wunderbare Rettung ließ Valentin Sperl zum Andenken diese Tafel errichten."


Sieht man sich heute die Kapelle von außen an, erkennt man, zwar schon ganz verwittert, verschiedene Köpfe aus Stein. Diese waren einst an der Barbarakirche angebracht und sind aus der heidnischen Zeit herübergerettet worden. Zwar glaubte und lebte man das Christentum, doch es konnte auch nicht schaden, traditionelle alte Gottheiten mit einzubinden, und sie Wache halten zu lassen.
Hier noch ein Auszug aus dem Inventar der Barbarakirche vom 6.April 1787:
1 Hochaltar mit der Statue der hl. Barbara, Bildhauerarbeit
1 Seitenaltar mit einer Holzplastik der 14 Nothelfer
1 Seitenaltar mit der Statue der hl. Kunigunde
3 Kanontafeln, 2 Meßbücher, 1Rituale, 2 Zingula, 3 Birette, 3 Holzkreuze,
1 Beichtstuhl, 27 Kirchenstühle, 1Predigtstuhl, 1 Schrank,
3 schlechte Messkleider von verschiedenen Farben,
1 blaues Mesnerrochett, 2 rote Ministrantenkleider, 3 Palla,
2 Korporale, 4 Purifikatorien, 1 Alba, 1 Ausbreittüchel, 3 Altartücher,
3 Lavabo und Speistücher, 1 Priesterrochett, 1 Mesnerrochett,
2 Ministrantenrochette, 1 Orgel ohne Pedal, 2 kleine Turmglocken,
1 Meßglöckl, 1 kupferner Weihwasserkessel, 2 Klingeln aus Messing,
2 große Zinnleuchter, 2 kleine Zinnleuchter,
1 Speisbecher aus Zinn, 4 Speiskandel mit Tassen aus Zinn,
4 zinnerne Meybüschkrüge.

Immer wieder waren Gerüchte im Umlauf, dass vom Schloß Mattighofen ein Geheimgang nach Schalchen, oder zur Barbarakirche geführt haben soll. Nun, wenn es tatsächlich einen unterirdischen Gang in diesem Gelände (Schwemmbachtal) gegeben hat, müssen die Benutzer über gute Tauchausrüstungen verfügt haben.

Allerdings gibt es wirklich einen Geheimgang, oder vielmehr gab es ihn, denn der Eingang wurde zugemauert und an vielen Stellen ist er wahrscheinlich schon eingefallen. Vor Jahren brach ein Landwirt am Auffang mit einem Rad seines Traktors in den Gang ein. Ein Betreten wäre sicher lebensgefährlich.
Dieser führte allerdings nicht nach Mattighofen, sondern entgegengesetzt in Richtung Wald (Sautal). Es war ein Fluchtweg, sollten Feinde das Kirchengebäude bedrohen. Bei Gefahr floh man früher zuerst in die Kirche, um mit Gottes Schutz dem Feind zu entkommen, und Feinde gab es wahrlich genug.

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